Autor: Daniel Stüssi – Erschienen am 18. Juni 2025 im Weltwoche
Heftige Korrekturen an den Märkten sind selten zufällige Ereignisse. Aktuell mehren sich die Anzeichen einer erneuten Finanzkrise.
In unregelmässigen Abständen erschüttern Finanzkrisen die Märkte und verursachen enormen Schaden in grossen Teilen der Weltwirtschaft. Die Gefahren sind vielfältig und sammeln sich wie Gewitterzellen vor einem starken Sturm. Dabei erkennt man alte Muster, aber auch eine neue Dynamik.
Meist sind Finanzkrisen das Resultat von über Jahre aufgebauten Ungleichgewichten, spekulativen Übertreibungen und politischen Fehlanreizen. Auch wenn die globale Finanzkrise von 2008 inzwischen mehr als 15 Jahre zurückliegt, das globale Finanzsystem steht erneut auf wackeligen Beinen. Dabei zeigen sich sowohl bekannte Risikofaktoren als auch neue Dynamiken, die eine künftige Krise potenziell noch schwerwiegender und schneller eskalieren lassen.
Die tickende Zeitbombe der Verschuldung
Eine der grössten strukturellen Schwachstellen ist die massiv angestiegene Verschuldung – sowohl der Staaten als auch bei Unternehmen und privaten Haushalten. Jahrzehntelang niedrige Zinsen haben Schuldenaufnahme billig und scheinbar risikolos gemacht. Doch mit dem Ende der Nullzinspolitik und dem Anstieg der Leitzinsen im Kampf gegen die Inflation wächst die Belastung rapide. Viele Länder – allen voran die USA, Italien und Japan – weisen inzwischen eine Staatsverschuldung auf, die deutlich über 100% der jährlichen Wirtschaftsleistung liegt. Diese Entwicklung erinnert stark an die europäische Staatsschuldenkrise ab 2010, bei der Länder wie Griechenland oder Portugal nur mit internationalen Rettungspaketen vor dem Bankrott bewahrt werden konnten.
Die Dollar-Schulden-Todesspirale
Der Umgang mit den US-Staatsschulden ähnelt einem Schneeballsystem. Der Staat nimmt immer wieder neue Schulden auf, um alte Verpflichtungen zu bedienen. Dies führt langfristig zu Vertrauensverlust, steigenden Zinsen, dadurch höheren Zinskosten und weiteren Schulden. Das System droht, zu einer Todesspirale (Debt Death Spiral) zu werden und führt letztlich zu Zahlungsunfähigkeit oder massiver Inflation.
Immobilien- und Vermögensblasen: Déjà-vu von 2008?
Ein weiterer Risikofaktor ist die anhaltende Überbewertung vieler Vermögenswerte, insbesondere auf dem Immobilienmarkt. In zahlreichen Ländern haben sich die Preise in den letzten Jahren weit von den realen Einkommen entkoppelt. Bei der Finanzkrise 2008 war es vor allem der US-amerikanische Subprime-Hypothekenmarkt, der zur Initialzündung einer globalen Wirtschaftskrise wurde. Auch heute sind die Immobilienpreise vielerorts überhitzt. China kämpft seit einigen Jahren damit, was die gesamte Wirtschaft stark beeinträchtigt.
Schattenbanken und Derivate: Risiken ausserhalb des Radars
Ein oft übersehener Aspekt ist die zunehmende Rolle sogenannter Schattenbanken, also Finanzakteure ausserhalb des regulären Bankensektors, wie Hedgefonds, Private-Equity-Firmen oder Zweckgesellschaften. Diese Akteure unterliegen zwar oft weniger strengen Vorschriften, bewegen aber enorme Geldmengen, vielfach mit Derivaten. Davon sind Rohstoffe und vor allem Gold stark betroffen. Schätzungen zufolge basieren fast 90% des heutigen Goldhandels nicht auf physischem Besitz und sind somit nicht real gedeckt. Beginnen die Marktteilnehmer am System zu zweifeln, werden sie in Panik das Gold einfordern, das jedoch physisch gar nicht existiert. Die Folge davon wäre ein Vertrauensverlust mit potenziell systemischer Krisenwirkung.
Elektronischer Handel und Hebelprodukte: Beschleuniger statt Puffer
Zusätzliche Beschleuniger der Dynamik sind der elektronische Hochfrequenzhandel, KI-Trading sowie der zunehmende Einsatz von stark gehebelten Finanzprodukten. Diese Instrumente ermöglichen es, mit vergleichsweise geringem Kapitaleinsatz grosse Summen zu bewegen, was in Stressphasen wie ein Brandbeschleuniger wirkt. Wenn Algorithmen in Sekundenbruchteilen Verkaufswellen auslösen, kann eine Kettenreaktion entstehen, bei der die Kurse binnen Minuten abstürzen, weil die sogenannten Margin Calls zu Zwangsverkäufen führen und die Abwärtsspirale beschleunigen. Solche Flash-Crashes – oft auch inklusive sehr schneller Gegenbewegung – zeigen eindrucksvoll, wie volatil und fragil die Märkte inzwischen geworden sind.
Fazit:
Die potenziellen Auslöser einer neuen Finanzkrise sind vielfältig: Auf der einen Seite haben strukturelle Schuldenprobleme, überhitzte Vermögensmärkte oder intransparente Schattenfinanzierung zur Abkopplung der Finanzmärkte von der realen Wirtschaft geführt. Auf der anderen Seite befeuern technologische Fortschritte, Hebelprodukte und ungedeckte Derivate eine immer schnellere, algorithmisch gesteuerte Marktmechanik. Jeder dieser Aspekte birgt für sich allein schon erhebliches Gefahrenpotenzial – zusammengenommen wirken sie gegenseitig verstärkend und beschleunigen die Abwärtsspirale. Es ist daher keine Frage, ob es zu einer nächsten Krise kommt – sondern eher, wann und mit welcher Wucht. Sorgen Sie deshalb vor, überprüfen Sie Ihre Anlagestrategie und beachten Sie die stabilisierende Wirkung von realen Sachwerten. Idealerweise sollten Sie auch Ihre Abhängigkeit vom jetzigen Finanzsystem überdenken.
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Der Autor
Daniel Stüssi war sechs Jahre lang Filialleiter bei der Credit Suisse-Tochter NAB und hat dort seit 2007 als zertifizierter Wealth Management Advisor CWMA Anlagekunden beraten. Er absolvierte das CAS Blockchain an der HSLU und das CAS Digital Finance sowie CAS Financial Markets & Valuations bei der HWZ.