Aktientoken in Wallet von Hypothekarbank Lenzburg

6. November 2023

Hypothekarbank Lenzburg bietet Wallet für RealUnit-Token

Nicola Pain, CEO der Aktionariat AG, Daniel Stüssi, CEO der RealUnit Schweiz AG, und Reto Huenerwadel, Leiter Marktleistungen der Hypothekarbank Lenzburg AG, lancieren eine Lösung für die Verwahrung von RealUnit-Aktientoken bei der HBL. (Bild: Beni Basler/Hypothekarbank Lenzburg AG)

Premiere: Hypothekarbank Lenzburg schafft Verwahrungslösung für RealUnit Aktientoken

Zuerst erschienen auf BTC-ECHO – Gastbeitrag von Pascal Hügli*, langjährige Finanzjournalist, selbstständiger Moderator, Debattierer, Ghostwriter und Dozent an der HWZ.

Tokenisierte Vermögenswerte – etwas hip auch RWAs genannt – sind derzeit wieder in aller Munde. Mittendrin ist auch der Schweizer Aktientoken „RealUnit“. Als digitales Inhaberinstrument kann er eigenständiger auf der Blockchain gehalten oder aber offiziell bei einer Schweizer Bank eingelagert werden – ein weltweites Novum.

Blockchains werden die Finanzwelt umkrempeln. Sie bieten ein neues Fundament, auf dem Transaktionen, Abmachungen und damit Geschäfte transparenter und effizienter durchgesetzt werden können. Zwar werden zentrale Gegenparteien nicht verschwinden, doch werden deren Aktivitäten in absehbarer Zukunft stärker durch Mathematik geregelt und mit dem sich auf der Blockchain befindlichen Code durchgesetzt werden.

Dieser Ansicht ist auch die Schweizer Hypothekarbank Lenzburg. Als Konsequenz davon, hat die Bank ihre Organisationsstruktur und ihr Kernbankensystem Finstar so erweitert, dass sie nun in der Lage ist, die Dienstleistung für digitale Vermögenswerte anzubieten. Als erstes Vorzeigeprojekt lanciert die Bank ein Verwahrungsangebot für digitale Aktientoken und hat mit dem Aktientoken der RealUnit Schweiz AG bereits einen ersten Anwendungsfall integriert. Letzterer kann aber sofort bei der Schweizer Bank verwahrt werden. Damit wächst die Welt der traditionellen Finanzen (TradFi) und jene der Blockchain-basierten Finanzprotokolle stetig näher zusammen.

Unlängst haben sogenannte «DeFi»-Projekte – aufgrund der oftmals unzureichenden Dezentralität müsste eigentlich treffender von «On-chain Finance» sprechen – den Weg künftiger Innovation im Finanzbereich aufgezeigt. Trotz innovativer Technologie und der Ermöglichung neuer Anwendungsfälle blieben Blockchain-basierte Finanzprotokolle jedoch eine spekulative Nische, die Nutzern wenig nachhaltigen Wert schuf.

Tokenisierte Realwerte sind im Kommen

Hoffnung auf Veränderung hat das aufstrebende Ökosystem der Real-World Assets – kurz RWAs oder auch tokenisierte Realwerte – gebracht. Die Tokenisierung von realen Vermögenswerten auf der Blockchain stellt eine grosse Chance dar, «Digital Asset»-Investoren jenen nachhaltigen Mehrwert zu bringen, den die erste DeFi-Welle nicht zu bringen vermochte.

Wie heiss das RWA-Thema in einem doch immer noch sehr verhaltenen Krypto-Markt ist, zeigen die Zahlen: Seit Jahresbeginn ist der in den Bereich der RWAs geflossene Wert (TVL ist der Gesamtwert, den Protokolle auf sich vereinen) um ungefähr 795% angestiegen, von 118 Millionen auf etwas über eine Milliarde US-Dollar. Auch die Anzahl der RWA-Token-Inhaber auf der Ethereum-Blockchain ist seit Monaten in einem starken Wachstum begriffen. Während man vor knapp zwei Jahren noch knapp 8’000 Wallets gemessen hat, die einen RWA-Token hielten, sind es aktuell bereits über 42’000.

RWAs können in vielen Formen auftreten. Bereits vor Jahren kursierten erste Ideen zur Tokenisierung von Edelmetallen, Immobilen oder Luxusgüter. Den Durchbruch erlebt haben aber vor allem tokenisierte Anleihen, genauer gesagt tokenisierte Staatsanleihen wie US Treasuries. Bei diesen Token handelt es sich um tokenisierte US-Staatsanleihen, die von Protokollen wie Ondo, Maple, Backed Finance oder Open Eden ausgegeben werden. Und selbst traditionelle Akteure wie Franklin Templeton oder Wisdomtree haben erste tokenisierte Anleihen emittiert.

Indem sich diese Anleihen direkt auf der Blockchain befinden, können sie auch von DeFi-Investoren gehalten werden und öffnen sich somit einer breiteren Käuferschaft. Mit MakerDAO hält mittlerweile eines der größten DeFi-Protokolle einen beachtlichen Anteil seiner Vermögenswerte in RWAs und das mit gutem Grund. Diese machen mehr als die Hälfte der Einkünfte aus.

Innovation in der Vermögensanlage

Die Innovation macht bei den derzeit aufgrund der gestiegenen Zinsen lukrativ gewordenen Anleihen natürlich nicht halt. Auch das andere, grosse Finanzinstrument, die Aktie, findet derzeit ihren Weg auf die Blockchain. Bereits in verschiedenen Jurisdiktionen auf der Welt werden Unternehmensanteile tokenisiert. In keinem anderen Land sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen allerdings derart gut vorangeschritten wie in der Schweiz. Dort erlaubt der Gesetzgeber Schweizer Aktiengesellschaften seit Februar 2021 digitale Aktien in Form kryptografischer Tokens, die auf einer Blockchain repräsentiert werden, auszugeben. Mit der Einführung sogenannter Registerwertrechte ist die digitale Abbildung einer Aktie möglich. Von dieser Möglichkeit macht auch die RealUnit Schweiz AG Gebrauch.

In einer Zeit, in der Veränderung die einzige Konstante ist, hält RealUnit Schritt, indem die Investment-Gesellschaft ihren eigenen digitalen Aktientoken lanciert hat. Jeder Token stellt rechtlich betrachtet Eigentum an den von RealUnit Schweiz AG gehaltenen Vermögenswerten dar und ist damit ein digitaler Aktientoken nach Schweizer Recht. Das heisst: Der RealUnit Token ist keine gewöhnliche Kryptowährung, sondern bietet Haltern als echter RWA-Token die gleichen Rechte und Pflichten wie es die traditionelle Aktie der RealUnit Schweiz AG tut. Auf diese Weise werden Inhaber Eigentümer der Investment-Gesellschaft und besitzen so gemessen an der entsprechenden Token-Anzahl Anteile der von der RealUnit Schweiz AG gehaltenen Vermögenswerte.

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Zurück in die Zukunft

Die durch die RealUnit Schweiz AG vorangetrieben Innovation in der Vermögensanlage besteht auch darin, längst der Vergangenheit angehörende Vorteile einer Wertschrift wieder neu zu beleben. So waren Aktien dereinst sogenannte Inhaberinstrumente. Als physische Wertpapier konnte man physisch davon Besitz nehmen und dieses eigenständig aufbewahren. Mit der fortschreitenden Digitalisierung der Finanzwelt wurde die physische Inbesitznahme immer weniger gefördert bis es schliesslich Usus wurde, die eigenen Aktien gänzlich bei einer Drittinstanz – einer Bank oder Depotstelle – zu verwahren.

Die Blockchain hat nun wieder die Möglichkeit zur Schaffung von digitalen Inhaberinstrumenten geschaffen. Aktientoken der RealUnit Schweiz AG müssen demnach nicht in einem Wertschriftendepot bei einer Bank gehalten, sondern können in einem persönlichen Wallet selbst aufbewahrt werden. Diese neue, alte Verwahrungsmöglichkeit ermöglicht es, die eigenen Aktientoken dann stetigem Zugriff rund um die Uhr handeln zu können.

Logisch scheint, dass die Selbstverwahrung nicht jedermanns Sache sein dürfte. Gerade in Bezug auf Finanzwerte setzt noch immer ein Grossteil der Menschen auf die Verwahrung durch Drittparteien. Schweizer Banken, die sich das Vertrauen ihrer Kundschaft über Jahrzehnte aufgebaut haben, bieten sich in dieser Hinsicht besonders an. So auch bei digitalen Assets. Wer seine RealUnit-Token folglich bei der Hypothekarbank Lenzburg verwahren möchte, erhält dafür ein Wertschriftendepot bei der Bank mit eigener Wallet im Hintergrund. Die Aktientoken bleiben so segregiert und lauten auf den einzelnen Kunden, während die sichere Aufbewahrung der privaten Zugangsschlüssel von der Hypothekarbank Lenzburg in einem regulierten Rahmen gewährleistet wird. Wie herkömmliche Wertschriften lassen sich die Aktientoken über das E-Banking verwalten.

RWAs salonfähig machen

Mit dem Aktientoken sowie der genannten Verwahrungslösung bei der Bank trägt die RealUnit Schweiz AG dazu bei, die allgemeine Akzeptanz von RWA voranzutreiben. Warum aber sollen RWAs wie der RealUnit-Aktientoken diesmal erfolgreicher sein, wo doch tokenisierte Vermögenswerte 2018 bereits einmal als der nächste grosse Durchbruch gehandelt wurden?

Heute ist die erforderliche Infrastruktur weiter. Dezentrale Börsen haben ihren «Product-Market-Fit» bewiesen. Skalierungslösungen, allen voran Layer-2-Blockchains, die schnellere und kostengünstigere Transaktionen ermöglichen, erfahren eine zunehmende Relevanz. Stablecoins treten ebenfalls in das Bewusstsein einer breiteren Masse ein, was dazu führt, dass auch vermehrt an nicht- US-Dollar-denominierten Stablecoins gearbeitet wird. Die „theoretischen“, 2018 immer wieder genannten Vorteile von RWA können nun realisiert werden.

Beachtlich verbessert hat sich auch die rechtliche Situation, insbesondere in der Schweiz. Indem Aktientoken konventionellen Aktien rechtlich gleichgestellt sind, stellt das Thema der Regulation keine der Krypto-Welt eigene Herausforderung mehr dar. Und dass Banken vermehrt Kryptowährungen in ihre Produktpalette miteinbeziehen wird auch dazu führen, dass letztere stärker in das Konzept der traditionellen Portfolio-Theorie eingebunden werden. Damit werden Krypto-Investoren auch ein stärkeres Bewusstsein für Portfolio-Diversifikation entwickeln und so ein steigendes Interesse an realen Renditen entwickeln.

Auch die Verwahrungsmöglichkeiten sowie die Benutzeroberflächen sind sich seit 2018 stark besser geworden. Nicht nur sind mehr Menschen mit der Verwendung von digitalen Wallets vertraut, diese ist auch einfacher und sicherer gemacht worden. Der RealUnit Aktientoken beispielsweise verfügt über eine Recovery-Funktion. Sollte ein Token-Inhaber die Zugangsschlüssel (Private Keys) verlieren, kann die RealUnit Schweiz AG auf erfolgreich gestellten Antrag neue Aktientoken ausstellen. Die alten Tokens werden daraufhin beseitigt und der Aktienhalter erhält über die neugeschaffenen Token wieder Zugriff.

Während der RealUnit Token traditionellen Investoren also die Möglichkeit bietet, sich auf eine sichere Art und durch Realwerte gedeckte Investition mit der Technologie der Zukunft vertraut zu machen, haben eingefleischten DeFi-Investoren die Gelegenheit, ihr Krypto-Portfolio mit realen Vermögenswerten zu diversifizieren.

Möglich macht dies der aktiv verwaltete Ansatz der Investmentgesellschaft. Diese setzt auf Realwerte wie Eigentümer geführte Unternehmen mit krisenresistentem Geschäftsmodel, gesunder Bilanz mit wenig Schulden sowie langjähriger Dividendenpolitik und ergänzt diese Anlagen mit Edelmetallbeständen. Für den Krypto-Investor resultiert eine tokenisierte Aktie, die er bequem über die Blockchain erwerben und so die Volatilität seines sonst mit digitalen Assets gespickten Portfolios stabilisieren kann. Gleichzeitig gilt: Den in der Krypto-Industrie vertrauten Grundsätzen der Selbstverwahrung kann er indes gleichwohl treu bleiben.

* Der Inhalt dieses Beitrags entsprechen lediglich der persönlichen Auffassung des Autors und nicht notwendigerweise derjenigen von RealUnit Schweiz AG.

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