Ein Beitrag von York Runne, erschienen in finews.ch am 27. Juli 2021
Der Luzerner Privatbankier Karl Reichmuth sieht in der Digitalisierung sowie in der Blockchain-Technologie einen gangbaren Weg, um der überbordenden Verschuldung der Staaten und der wachsende Kluft zwischen Währungen und Realwirtschaft zu begegnen, wie er in seinem neusten Buch schreibt.
Mit dem Aufkommen von Kryptogeld und den Möglichkeiten, welche die Blockchain-Technologie im Banking oder bei Transaktionen und Verträgen bietet, stehen die Finanzbranche, die Notenbanken und die Politik vor neuen Herausforderungen.
In einem Buch «Neue Währungen in Sicht» hat der Luzerner Privatbankier Karl Reichmuth als Herausgeber eine Reihe von Experten und Unternehmern zu Wort kommen lassen und bietet eine Übersicht zum Stand der Diskussion.
Grösste Bedrohungen
Reichmuth sieht in der Digitalisierung und Blockchain-Technologie einen möglichen Weg, um den heraufziehenden Gefahren in den globalen Währungssystemen zu begegnen. Als grösste Bedrohungen sieht er die Geld- und Kreditflut durch die Notenbanken, die überbordende Verschuldung der Staaten und die wachsende Kluft zwischen Währungen und Realwirtschaft.
«Die Überschuldung der Staaten zu Lasten kommender Generationen oder heute Vermögender lässt zunehmend viele Mitbürger die wachsenden Gefahren erkennen. Diese sind im gegenwärtigen Geldsystem durch die Macht des Geldmonopols in Händen der Staaten respektive deren Notenbanken entstanden», erklärte Reichmuth auf Anfrage von finews.ch.
Gegengewicht zu Krisengefahren
Die Digitalisierung, vor allem die Blockchain-Technologie, könne dank ihrer hohen Abwicklungssicherheit die rettende Kraft werden. «Das kann ein Gegengewicht zu den kaum noch aufzuhaltenden Krisengefahren schaffen», so Reichmuth weiter.
Der Privatbankier zieht Parallelen zu vergangenen Währungskrisen und erinnert an die Währungsreform 1923 nach der Hyper-Inflation in Deutschland oder die von 1948. Immer hätten Sparer und Vermögende fast den gesamten inneren Wert ihres Guthabens verloren.
Diejenigen, die in Realwerte investiert hätten, zählten innert kurzer Zeit wieder zu den Wohlhabenden. «Eine Schweiz mit ihrer direkten Demokratie und andere parlamentarische Demokratien gefährden damit ihr wichtigstes Gut, die breite Sparerschaft.»
Nur gedeckte Parallelwährungen sind Alternativen
Mit Blick auf die Sicherheit und Wertstabilität werde sich im Angebot an Parallelwährungen die Trennung von Spreu und Weizen nur langsam zeigen. Das sei bei allen Innovationen so. Die Selbstbestimmung verlange jedoch die Eigenverantwortung des Einzelnen. Durch das Angebot von Parallelwährungen bekomme er eine Wahlmöglichkeit. «Meines Erachtens sind nur gedeckte Parallelwährungen lebensfähige Alternativen zum Staatsgeld», so der Privatbankier weiter.
Die Notenbanken und die Politik müssten sich dem Thema stellen. «Die Büchse von Pandora ist geöffnet.» Die Digitalisierung bringe für den Zahlungsverkehr klare Mengenvorteile und bisher würden die meisten Parallelwährungen nur diesen Bereich abdecken.
«Je mehr das sogenannte Private Valet, also die Bank in der Hosentasche, über das Handy aufkommt, desto eher werden Wertaufbewahrungs-Token auch fungibel, und damit für den täglichen Tauschbedarf beim Bäcker, Metzger, Supermarkt, etc. einsetzbar.» Darum habe die Schweiz gut daran getan, Krypto-Regulierungen in der Nähe des bewährten Wertpapiergesetzes zu positionieren.
Privatbankier vom alten Schlag
Karl Reichmuth kann mit Fug und Recht als Urgestein in der Schweizer Bankbranche bezeichnet werden. Inklusive Lehre hat er mehr als 65 Jahre als Bankier gearbeitet, davon rund 50 Jahre lang in führenden Stellungen bei Gross- und Kantonalbanken und davon wiederum 22 Jahre als Privatbankier. Er ist Gründer der Reichmuth & Co Privatbankiers sowie der Firma RealUnit Schweiz.
Vor dem jetzigen Buch hat er bereits drei Publikationen veröffentlicht: «Indexierung des Geldes», «Der RealUnit – Zur Quelle der Geldwertstabilität» und «Weg aus der Finanzkrise – Entscheid und Haftung wieder zusammenführen».
Die Autorenliste der Publikation liest sich wie das Who’s Who der Schweizer Krypto-Szene. Beiträge kommen unter anderem von Vahan P. Roth, Mitgründer der RealUnit Schweiz, CVVC-Gründer Mathias Ruch, Domenic Parli, Gründer von Finemetal und Finetoken, Mathias Imbach, Chef der Sygnum Bank, bis hin zu Prinz Michael von und zu Liechtenstein.
«Neue Währungen in Sicht», Herausgeber Karl Reichmuth, Ringier Axel Springer Schweiz, 2021, 45.00 Franken (ISBN 978-3-03875-385-8)